Wie fühlt sich ein Museum an, in dem junge Menschen wirklich willkommen sind, ernst genommen werden und sichtbar mitgestalten können?
Mit dieser Frage startete im Juni der neue Kinder- und Jugendbeirat am Rautenstrauch-Joest-Museum Köln. Seitdem bringen junge Menschen aktiv ihre Perspektiven ein – nicht nur bei Ausstellungsthemen, sondern auch bei Raumgestaltung, Vermittlung und Veranstaltungen. Es geht nicht ums bloße „Dabeisein“, sondern um echte Mitsprache auf Augenhöhe. Dabei setzen sich junge Menschen auch kritisch mit Inhalten auseinander und bringen eine frische Perspektive auf scheinbar „alte“ Themen ein. Genau diese Reibung macht Beteiligung lebendig – und Museen relevanter.
„Wir wollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern Räume schaffen, in denen sich junge Menschen im Museum entfalten und Selbstwirksamkeit erleben können.“
Barbara Foerster, Direktorin des Museumsdienstes Köln
Das Rautenstrauch-Joest-Museum beschäftigt sich mit kultureller Vielfalt, globalen Perspektiven und gesellschaftlichem Wandel. Junge Perspektiven dort einzubeziehen ist kein netter Zusatz – sondern konsequent und notwendig. Denn Köln ist eine Stadt mit vielen Sprachen, Biografien und Realitäten – besonders bei jungen Menschen. Diese Vielfalt gehört nicht nur in die Ausstellungen, sondern auch in die Strukturen, die sie gestalten.
„Über 58 Prozent der jungen Menschen in Köln unter 18 Jahren haben eine internationale Biografie – für unser Museum ist ihre Beteiligung kein Bonus, sondern eine Notwendigkeit.“
Nanette Snoep, Künstlerische Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums
Was genau ist ein Kinder- und Jugendbeirat?
Ein Kinder- und Jugendbeirat ist ein festes Gremium junger Menschen, das regelmäßig zusammenkommt, um die Angebote und Strukturen einer Einrichtung aktiv mitzugestalten – ob Museum, Jugendzentrum, Bibliothek oder Verwaltung. Die Beteiligung erfolgt freiwillig, kontinuierlich und auf Augenhöhe. Junge Menschen entwickeln Ideen, formulieren Kritik und gestalten konkrete Veränderungen mit.
Im Unterschied zu einem Kinder- und Jugendparlament, das auf kommunaler Ebene agiert und gegenüber Politik und Verwaltung spricht, wirkt ein Beirat innerhalb einer Institution – dort, wo Alltag erlebt wird. Während Parlamente politisch wirken, gestalten Beiräte mit – ganz praktisch und unmittelbar. Beide Formate ergänzen sich und stärken junge Stimmen auf unterschiedlichen Ebenen.
Auch zur SV (Schüler*innenvertretung) gibt es Parallelen: demokratische Mitbestimmung, gemeinsame Entscheidungsprozesse, gewählte Vertreter*innen. Doch Beiräte setzen diese Prinzipien außerhalb des schulischen Kontexts um – in der Stadt, in Kultureinrichtungen, in sozialen Räumen.
Warum lohnt sich ein Beirat?
Ein gut strukturierter Beirat stärkt nicht nur die Demokratie, sondern auch die Einrichtung selbst:
- Angebote werden passgenauer,
- Kommunikation mit der Zielgruppe verbessert sich,
- das Profil gewinnt an Relevanz, Offenheit und Zukunftsfähigkeit.
Ein Beirat ist kein Zusatz, sondern ein Qualitätsmerkmal – für gelebte Teilhabe, zeitgemäße Angebote und eine Haltung, die junge Menschen ernst nimmt.
Junge Menschen haben ein Recht auf Beteiligung
Kinder- und Jugendbeiräte sind nicht nur ein wirksames Instrument für Mitgestaltung – sie sind auch gesetzlich verankert. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) verpflichtet Träger der öffentlichen Jugendhilfe, junge Menschen altersgerecht an Entscheidungen zu beteiligen, die sie betreffen. In Nordrhein-Westfalen eröffnet außerdem § 27a der Gemeindeordnung die Möglichkeit, Jugendvertretungen wie Beiräte in kommunale Strukturen einzubinden. Auf internationaler Ebene verpflichtet die UN-Kinderrechtskonvention alle Vertragsstaaten – also auch Deutschland –, das Recht junger Menschen auf Beteiligung aktiv umzusetzen.
Für uns bedeutet das: Beteiligung ist keine Kür, sondern Teil eines demokratischen Selbstverständnisses – mit klarer gesetzlicher Grundlage. Und Beiräte sind ein starker Weg, diesen Anspruch in die Praxis zu bringen.
Wie wir Einrichtungen unterstützen:
Als Junge Stadt begleiten wir Institutionen in allen Phasen des Beiratsaufbaus – praxisnah, nachhaltig und mit einem offenen Ohr für alle Beteiligten:
- Beratung & Konzeption: Wer soll beteiligt werden? Welche Strukturen sind sinnvoll?
- Moderation & Prozessbegleitung: Erste Sitzungen gestalten, Rollen klären, Beteiligung ermöglichen.
- Qualifizierung & Coaching: Für junge Teilnehmende und Erwachsene – damit Beteiligung gelingt.
- Verankerung im Alltag: Damit der Beirat nicht Projekt, sondern Struktur wird.
Sie möchten auch einen Kinder- und Jugendbeirat einrichten oder Ihre Beteiligungsformate stärken?
Sprechen Sie uns an – wir beraten Sie gerne!